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Wie eine Puppe singen lernt

Puppenbändiger Markus plaudert über seine Erfahrungen als Bauchredner

Seit einiger Zeit besucht mich Markus im Stimmenwerk. Die bessondere Herausforderung hierbei? Seine Puppe möchte Singen lernen! Richtig gehört – (s)eine Puppe! So unerschrocken mutig, wie ich aus Erste gerne mal bin, habe ich auch direkt: “ Ne, das ist überhaupt kein Problem! Klar, kannst du eine Puppe mit in den Unterricht bringen, wenn du möchtest“ in den Hörer posaunt. Erst danach fand ich es etwas ungewöhnlich, das ein erwachsener und gestandener Mann (S)EINE Puppe mit in meinen Unterricht bringen möchte… Aber alls gut – es stellte sich heraus, Markus ist als Bauchredner aktiv und auf der Suche nach neuem stimmlichen Input für sein nächstes Programm.

Wie es so ist, Bauchredner zu sein, habe ich ihn mal genauer gefragt.

Wie kamst du auf die Idee, es mit Bauchreden zu versuchen?

Hmmm …ich stehe ja als Comedian (im Karneval auch gerne mal Büttenredner genannt) seit einigen Jahren auf der Bühne und erfinde mich immer wieder neu bzw. suche nach interessanten Nummern und Ideen für das Publikum. Wir wollten irgendwann mal ein Doppel-Vortrag machen – einer als Bauchredner, der andere als seine Puppe… und dann dachte ich mir, warum nicht wirklich das Bauchreden versuchen und lernen … Gesagt – getan … Workshops besucht, Puppenspiel-Techniken gelernt und stundenlang vorm Spiegel geübt ….

Was kann man sich darunter vorstellen, wenn du sagst du bist als Bauchredner mit deinen Puppen „on Tour“/ „aktiv“?

„on Tour“ klebt an meinem Auto, wenn wird zu Auftritten unterwegs sind. Das können auch mal 5 an einem Abend sein. Das ist dann besonders in der Karneval-Saison anstrengend. Du eilst von einem Veranstaltungsort zum nächsten, hoffst das der Zeitplan dort noch stimmt … Ablauf klären … verkabeln und raus auf die Bühne … ordentlich abliefern und weiter zum nächsten. Das geht dann nur mit Fahrer, der sich um Parkplatz usw. kümmert. Es geht aber auch entspannter und geselliger an Hochzeiten oder Galas … da bist du oft noch eingeladen hinterher und es entstehen tolle Gespräche und Momente.

Was genau erfüllt dich mit Glück/ mit Stolz in der Arbeit mit deinen Puppen?

Ich glaube, was jeden, der auf der Bühne vor Publikum auftritt erfüllt… Wenn die Menschen lachen und deine Nummer toll finden. Es gibt die Augenblicke in denen ich innerlich schmunzele, wenn die Menschen sich ganz selbstverständlich mit meiner Puppe unterhalten und ich sie durch die Kunst des Bauchredens und des Puppenspiel für einen kurzen Moment in eine ganz andere Welt entführen kann.

Stimmenwerk Puppenbändiger

Foto: Die Wahrsagerin Jolanka bei ihrem Besuch im Stimmenwerk

 

Gab es Bühnenmomente als Bauchredner, die du nie im Leben vergessen wirst? Wenn ja, warum?

Ja … zwei sind mir da gut in Erinnerung.

In meinem ersten Jahr hat sich einmal die Nummer mit meiner damaligen Puppe „Rüdiger“ verselbstständigt. Ich war raus aus dem Skript und musste improvisieren und die Puppe hat einfach mit dem Publikum gequatscht, geflirtet… das war ein so genialer überraschender, spontaner Moment … und die Gäste haben sich völlig selbstverständlich mit der Puppe unterhalten. Der andere Moment war letztes Jahr auf einer Sitzung in Frankfurt. Die Nummer lief gut, das hat man ja meist selbst im Gefühl. Der Saal war voll – aber total still. Kein üblicher Zwischenapplaus bei den Pointen, wenig Lacher … ich wusste nicht was da los ist und wurde schon etwas unsicher. Die Nummer ist zu Ende und auf einmal explodiert förmlich die Menge: standing ovations, langer Applaus und Zugabe. Hinterher kam der Regisseur zu mir und meinte, das hat er noch nie gesehen hier … die Leute waren konzentriert und hingen dir an den Lippen. Sogar die „Promille-Fraktion“, die sonst immer laut ist war fasziniert“. Das war ein krasser Moment …

Wie reagiert eigentlich dein direktes Umfeld darauf, wenn du erzählst, dass du Bauchredner bist?

Viele sind überrascht – Bauchreden ist immer noch was nicht alltägliches, obwohl es dank Tim Becker und Sascha Grammel seit einigen Jahren eine gewisse Renaissance erfährt und immer öfter in den Medien präsent ist. Und alle sind neugierig, wie das geht … es gibt auch immer wieder Menschen, die tatsächlich denken, das hat etwas mit dem Bauch zu tun… (okay – als Kind ging mir das genauso).  Eine große Faszination üben die Puppen aus.

Was sind, bezogen auf das Bauchreden, deine Visionen und Wünsche für die Zukunft?

Im Moment nimmt meine Puppe „Karl-Heinz“ Gesangsunterricht … er will unbedingt auf der Bühne Stimmungslieder singen. Als sein offizieller „Sprecher“ bin ich da irgendwie mit im Boot  😊  Und ich arbeite an einem abendfüllenden Solo-Programm

Magst du sonst noch etwas darüber erzählen? Gibt es irgendwas, was man so als „Nicht-Bauchredner“ niemals mitbekommen würde oder man unbedingt wissen muss?

  • Es hat nichts mit dem Bauch zu tun!
  • Der Buchstabe „P“ ist verdammt schwer zu sprechen, ohne die Lippen zu bewegen.
  • Im Fahrstuhl automatisch die Stockwerke als Bauchredner ansagen – ist verwirrend für die Mitfahrer
  • Statt „Pappe“ sag einfach „Karton“ 😊
  • Man führt als Bauchredner oft Selbstgespräche – und erfährt manchmal spannende und neue Dinge über sich …

 

Du möchtest mehr über edas Bauchreden und Markus erfahren?

Dann besuche ihn auf seiner Homepage oder einer seiner nächsten Shows und frage dich ruhig auch mal:“ Sag mal, hörst du dir eigentlich zu?“