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Wie du als Sänger/ in professionell durchstartest

8 Tipps die dir helfen professionell zu singen

Wenn du als Sänger/i in mit deiner Stimme professionell durchstarten möchtest, dann sei dir stets bewusst, Singen ist dann weit mehr als schöne Töne treffen. Es sind neben deiner Stimme ebenso Rhythmus, Timing und ein gut ausgebildetes Gehör die dir helfen, dieses Level zu erreichen. Und auch wenn du nicht für jeden Gefällig erscheinst, eine eigene, gefestigte Meinung zu dir und deiner Musik solltest du schon haben. Eine gesunde Selbsteinschätzung hilft ungemein, die Erreichung deiner Ziele stets im Auge zu behalten. Warum ein fachlich fundiertes Feedback von außen für dein Ziel unbezahlbar wertvoll ist, und was das mit körperlicher Kondition und Ausdauer zu tun hat, erzähle ich dir jetzt.

Nicht nur bei unerfahreneren Sängern/innen erlebe ich es in meinen Coachings immer wieder. Sondern auch bei Sänger/innen, die schon mehr oder weniger eine Jobroutine mitbringen. Viele kleben geradezu an der Vorstellung, um als professionelle/r Sänger/ in wahrgenommen zu werden, sei es das Wichtigste, möglichst schöne Töne von sich zu geben. Es wird in dem Zusammenhang oft nicht über die Intonationssicherheit und die außergewöhnliche Stimmfarbe hinausgedacht. Natürlich ist es von großem Vorteil, eine Stimme in der Band zu haben, die nicht nur tonsicher, sondern auch sehr authentisch im Klang ist – gar keine Frage. Nur damit alleine ist es beim professionellen Singen eben nicht getan. 

Darum, das als kleiner Tipp am Rande, sollte (d)ein Gesangsunterricht auch immer etwas weitläufigere Themen um deine Stimme herum beleuchten. Wenn du es lernen möchtest, deine Stimme professionell und zuverlässig einzusetzen oder gar als Sänger/in über deine heimische Grenze hinaus Fuß fassen willst, ist das fast schon Pflicht. Es ist nun mal Fakt: hinter jeder hörbaren Stimme steht ein Mensch mit einem eigenen Charakter, individuellen körperlichen Gegebenheiten, einem Erfahrungsschatz aus dem ganz normalen Alltag, der sich in Verhalten und Bewegung widerspiegelt – kurz: der zum gewissen Grad mit beeinflusst, wie und warum du Töne so singst, wie du es aktuell tust.

Im ersten Moment klingt das jetzt wahrscheinlich nach einem unübersichtlichen Arbeitsfeld für dich. Das ist es auch irgendwie! Die vielfältigen Möglichkeiten, deine Entwicklung als Sänger/in anzugehen, und somit auch deine Stimme weiter auszubauen, beinhalten viele Punkte. Mit dieser Vielfältigkeit an Ansatzpunkten ist es schwierig, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Darum habe ich dir hier acht elementare Themen zusammengefasst, die dir helfen können, dich als Sänger/in musikalisch auf eine solide Basis zu stellen.

1. Rhythmus & Timing

Oft gehört – Sänger/innen finden Üben mit einem Metronom immer etwas nervig.  Aber wer sich als professionelle/r Sänger/ in bezeichnen möchte, sollte eben genau das im Blut haben. Das schont nicht nur die Kraftreserven des Drummers und der anderen Bandkollegen, sondern gibt dir als Sänger/in auch viel mehr Sicherheit und fundierte Interpretationsmöglichkeiten im Stimmeinsatz. Die schönste Antwort, die ich in einem Coaching mal auf meinen Übungsvorschlag, den Songtext passend zum Metronom mitzuklopfen und mitzusprechen, bekommen habe, war: „Den Rhythmus spielt da unser Schlagzeuger immer extra kräftig mit, ich singe da nur so ein bisschen drüber…“. Und das recht unrhythmisch. Davon konnte ich mich mehrfach selbst überzeugen. Das Beispiel ist jetzt natürlich eine besondere Perle der „Polyrhythmik“ (für alle, die als Fan der Polyrhytmik diese wirklich beherrschen, bitte nicht falsch verstehen), die mich doch sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Auch Sänger/ innen müssen (!) den Rhythmus eines Songs nicht nur theoretisch verstehen, sondern auch vom Körpergefühl sauber umsetzen und. fühlen können. Dafür ist und bleibt u.a. das Metronom einfach ein gnadenlos ehrlicher Übebegleiter. Probiere gerne mal aus, wie fit du darin bist. Klopfe in einem Song deiner Wahl auch mal die Grundrhythmen wie 4tel, 8tel und 16tel mit. Um dich noch mehr darin zu festigen, kombiniere mal zwei rhythmische Auflösungen gleichzeitig. Klopfe mit dem Fuß die 4tel und mit der Hand 8tel. Den Kombinationsmöglichkeiten sind hier natürlich keine Grenzen gesetzt.

2. ausgebildetes Gehör

   Rhythmisch

Je mehr und intensiver du dich beim Singen mit einem festen Metrum befasst, wirst du mit der Zeit feststellen, dass genaues Hinhören für dein Üben eine neue Ebene eröffnet. Du wirst viel genauer und auch deine Konzentrationsfähigkeit verbessert sich schnell. Vom weiteren Reifen deiner Stimmqualität im Bandkontext mal ganz zu Schweigen. Beim Üben erfordert es ein hohes Maß an differenziertem Hören können. Dafür ist das Üben, bei höherem Tempo den Text sauber auf Klick mitzusprechen oder den Takt sauber mitzuklopfen, sehr gut geeignet. Du merkst, du musst kein Ersatz für das Schlagzeug werden, aber es hilft dir und dem Bandgefüge ungemein, wenn auch du als „nur“ Sänger/in Taktarten verstehst und sicher die unterschiedlichen rhythmischen Auflösungen mitklopfen kannst. Bezogen auf deine Songtexte heißt das, diese auch ohne Hilfe des Drummers rhythmisch korrekt ins Raster (um)setzen können.

Harmonisch

Ähnlich verhält es sich mit deinem Stimmeinsatz auf die gespielten Akkorde im Song. Als Sänger/in ergänzt du nämlich durch deine gesungenen Melodien gespielte Akkorde von Gitarre und/oder Keyboard um eine weitere Klangfarbe. Somit hast du es teilweise in der Hand, durch die Wahl deiner Gesangsmelodie dem Song eine bestimmte Stimmung (sehnsüchtig, fröhlich, traurig etc.) „aufzudrücken“. Natürlich nur dann, wenn die zu Grunde liegenden Akkorde Platz dafür lassen. Auch hier gilt, du musst nicht der/die zweite/r Keyboarder/in in der Band werden. Es hilft dir für dein eigenes Melodie-/ Harmonieverständnis und deiner Intonation ungemein, wenn du zumindest den Aufbau von Standardakkorden verstehst. Durch das Ansingen der in den Akkorden vorhandenen und harmonisch dazu passenden Töne kannst du dir durch das Anhören klar machen, welche gesungenen Intervalle und Melodielinien welche Stimmungen auf einem bestimmten Akkord hervorrufen.

Wie du als Sänger/ in professionell durchstartest

3. Von eigener Meinung, Selbsteinschätzung und gesteckten Zielen

Wie im Leben auch! Man käme nicht vom Fleck, hätten man nicht eine eigene Meinung zu den unterschiedlichsten Dingen. Denn habe ich eine Meinung zu etwas, kann ich mich entscheiden. So entscheiden wir.: „für heute genug geübt!“, „das klappt jetzt richtig gut!“, „an die Stelle vom Song muss ich unbedingt nochmal ran“, etc. Anhand dieser Aussagen merkst du schon, dass sich das sehr stark mit deiner eigenen Selbsteinschätzung verknüpft. Oder andersherum gesagt, hast du im Bereich Musik eine eher „schlechte“ Selbstwahrnehmung, geht das auf Kosten deiner Selbsteinschätzung.  In diesem Fall wird es für dich schwieriger sein, auf diesem Gebiet wirkliche Fortschritte zu erzielen. Darum hier ein genereller Tipp für einen wertschöpfenden Umgang mit dir selbst: Versuche deine Einschätzungen bezogen auf dein Üben oder deine abgelieferte Leistung auf der Bühne/Proberaum, immer so belegbar und reproduzierbar wie möglich zu machen. Das geht am einfachsten mit klaren und simpel gehaltenen Zieldefinitionen. Du hast dann eine gute Selbsteinschätzung, wenn du mit Gewissheit sagen kannst, dass du mit einem bestimmten Rhythmus auf Tempo X gut umgehen kannst, weil du dein dahingehend gestecktes Übeziel immer erreichst. Z.B. auf Tempo X einen bestimmten Songtext rhythmisch sauber und korrekt mitklopfen oder sprechen können.

4. Feedback einholen und umsetzen

Und ja, wer viel übt, der wird auch viel! Es braucht wohl keiner großen Erklärung, dass die Qualität in der du übst maßgeblich davon abhängt, wie selbstkritisch oder wertschätzend du mit dir selbst dabei umgehst. Wie in vielen Bereichen auch, sind auch in der Musik die Selbstkritiker zu kritisch mit sich selbst, um tolle Entwicklungsschritte zu erkennen. Die, die eher oberflächlich üben finden überwiegend alles gut oder blöd was sie von sich geben und übergehen so einfach ihr eigentliches Potenzial. Schade, denn so tritt jeder grob auf der Stelle. Sogar ohne eine wirkliche Chance, aus der eigenen Komfortzone auszubrechen und sich als Musiker/in weiterzuentwickeln. Denn sind wir mal ehrlich, echter Fortschritt kann eben nur dort passieren, wo es „weh tut“ und wo wir uns selbst gefordert sehen. Ein konstruktives Feedback von außen kann dir nachhaltig dabei helfen, dich aus genau dieser Komfortzone zu bringen. Das bedeutet, dass du dir proaktiv Feedback zu deinem Üben, deinem Song, deiner Performance einholen musst. Natürlich hilft dir nicht unbedingt jedes Feedback direkt weiter. Doch suchst du dir Leute, die dir zu deiner Frage eine fachlich fundierte Rückmeldung geben können, ist das die Art der Selbstreflexion, die dir bei deinem nächsten Schritt Richtung Profi-Level ein gutes Fundament bieten können. Scheue dich also nicht, auch Leute um Feedback zu bitten, die du nur flüchtig oder gar nicht kennst.

5. Kondition & Ausdauer

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, Leute für ein Feedback zu finden. Vor allem, die dir genau das Feedback geben können, was du zum Weiterkommen brauchst. Denn das setzt voraus, dass diese Leute eine gewisse Erfahrung haben, das musikalische Handwerk dahingehend beherrschen oder zumindest sehr genau verstehen und bei dir erkannt haben, worauf es ankommt. Solche Leute stehen leider nicht an jeder Straßenecke und warten darauf, dass sie von dir zu deinem Können befragt werden. Regelmäßig ein solch gewinnbringendes Feedback irgendwo abzugreifen erfordert von dir Biss, Mut, Hartnäckigkeit und einen langen Atem – kurz Ausdauer! Vielleicht auch gerade dann, wenn du das erhaltene Feedback (noch) nicht verstehst oder zuordnen kannst. Auch da gilt: bleibe dran, halte durch und frage nach, bis du es verstehst! Aber nicht nur aktiv Feedback einholen verlangt von dir eine gewisse Ausdauer. Als Sänger/ in brauchst du auch eine wirkliche physische Fitness. Je nach Genre mehr oder weniger viel davon und das nicht erst auf dem Profi-Level. Gerade wenn du dich nicht nach jedem Gig/jeder Probe völlig erschlagen fühlen und eine authentische Performance abliefern möchtest, hilft eine gewisse sportliche Fitness extrem weiter. Sie kann dir sogar helfen, tonal mehr Sicherheit auf der Bühne oder im Proberaum zu haben. Denn höhere, volle Töne produzierst du beim Singen immer mit mehr (Körper-)Spannung. Blöd nur, wenn du ab dem dritten Song im Set keine Kraft mehr (übrig) hast, weil dir einfach die körperliche Fitness fehlt. Es wäre sehr schade, wenn deine Tonhöhe an deiner fehlenden Fitness scheitern würde.

6. Durchhaltevermögen 

Du merkst, professionell zu singen klingt nicht nur nach viel Arbeit, es bedeutet in der Tat Arbeitsaufwand. Nicht alles geht innerhalb von ein paar Tagen – wir sind Menschen und keine Maschinen. Das bedeutet eben auch, dass es manchmal Übephasen gibt, in denen du „Frust“ aushalten musst. Ich sage immer: Singe die Übetöne laut und deutlich an. Gerade dann, wenn du übst sicherer in der Intonation zu werden, Mehrstimmigkeit zu üben oder gar frei zu phrasieren. Ja, da sind garantiert auch mal schiefe Töne dabei und ja, das klingt für einen selbst eher nach einem Rudel heulender Robben. Doch dein System lernt in der Regel effizienter, wenn du ihm auch diese schiefen Zwischentöne erlaubst. Wichtig ist nur, dass du nicht auf dem Niveau „schiefe Töne ansingen“ bleibst. Es geht darum, Lösungen und Wege zu suchen, wie du zu deinem definierten Zielton kommst. Vielleicht hilft dir abschließend das Bild von einem Kind das gerade laufen lernt. Natürlich fällt es dabei oft hin, es stolpert, bleibt hängen und vielleicht haut es sich auch die Knie dabei auf, es steht aber immer wieder auf, versucht es erneut und lernt irgendwann das Laufen. In seinem Tempo, seinem Stil und auf seine Art und Weise. Darum bleibe auch du am Ball und finde dein Tempo, in dem du stets Freude hast und neugierig bleibst, an dir und mit dir und deiner Stimme zuarbeiten. 

Wie du als Sänger/ in professionell durchstartest

7. Zeige Persönlichkeit auf der Bühne

Gerade für Bühnenneulinge ist es schwieriger sich auf der Bühne direkt wohl zu fühlen. Die Nervosität und die Aufregung sind da oft noch stark spürbar und verhindern das „sich vollständig fallen lassen können“ -Gefühl. Doch wie du von der Bühne aus auf deine Mitmusiker/ innen und dein Publikum wirkst, ist maßgeblich für den Gesamteindruck den du hinterlässt. Wie in der Rhetorik auch, zählt hier die Körpersprache mehr als das gesungene Wort. Mit dem ganzen Durcheinander, der Hektik, die teils vor einem Auftritt auf einen eindringt, musst du lernen umzugehen. Du gewinnst mit jedem Gig darin neue Routine. Doch viel Wichtiger ist es, dass du dich für jeden deiner Songs auf der Bühne in (d)eine passende Rolle begibst. Überlege dir, ähnlich wie ein/e Schauspieler/ in, eine Rolle für jeden deiner Songs, die dir hilft den Inhalt zu interpretieren und zu deinem Publikum zu transportieren. Das bedarf viel Übung und Mut dich in den unterschiedlichen Emotionen auszuprobieren. Es macht aber so ungemein viel Spaß, je mehr du dir davon erlaubst auf der Bühne zuzulassen. Und das ganz ohne Angst, denn dein Körper ist das beste Vorbild für deine Stimme. Fühlt er sich selbstbewusst, transportiert dies aus deine Stimme.

8. Hab Ahnung von Technik

Spätestens hier wird klar, dass professionelle Sänger/ innen ganz schöne Allrounder sind. Sich gut mit dem eigenen Equipment auszukennen ist nur mehr als vorteilhaft. Gerade wenn du deinen Sound und deine Leistung(en) Location unabhängig und jederzeit reproduzierbar haben möchtest. Gleichzeitig steigert es auch dein Ansehen bei der Technikcrew und dem FOH vor Ort. Wenn die merken, dass du mit einem verständlichen und fundierten Vokabular kommunizierst, ist der Umgang miteinander meist gleich viel unkomplizierter und direkter. Dabei geht es nicht darum, jeder Verlötung in deinem Mikrofon beim Namen zu kennen, sondern sich darin auszukennen. Welche Eigenschaften hat dein Mikrofon, welche Richtcharakteristik hat es, was gilt es dabei in Kombination mit der Band zu beachten, brauchst du Hall oder Reverb als Effekt auf deiner Stimme, was sind die Unterschiede dieser Effekte und wie sind sie einzustellen. Zudem kommt es immer gut, wenn du ebenfalls in der Lage bist eine PA zu verkabeln. Gerade bei kleinen Locations, wo die Hands-on Mentalität gelebt wird, oder es gar darum geht, irgendwo auf Fehlersuche zu gehen. 

 

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