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Worauf es beim Üben wirklich ankommt!

„Das lerne ich in dem Alter jetzt auch nicht mehr.“ Wer richtig übt, schon!

Effizientes (Singen-) Üben will gelernt sein 😉 Leider setzten wir Erwachsenen uns viel zu oft, viel zu hohe Erwartungshaltungen als Messlatte. Gerade im Bereich Gesang bekomme ich immer wieder mit, dass es am besten sofort geil klingen muss, um ein Erfolgserlebnis für die Übeeinheit abzuspeichern. Dabei ist oft ganz egal, wie voll und offen die Stimme beim Singen klingt, denn das eigene Befinden suggeriert einem trotzdem: „Das war nicht gut, das klingt „nur“ nach mir!“. Schade, aber wahrscheinlich ist das ein innerer Schutzmechanismus, um mit negativen oder unzufriedenstellenden Ergebnissen beim Üben besser umgehen zu können. Ebenso höre ich oft: „Da hätte ich besser als Kind mit anfangen sollen, das lerne ich heute nicht mehr!“.

Mit unseren Glaubenssätzen legen wir fest, ob wir fliegen oder fallen

Glaubenssätze, oder unsere innere Haltung gegenüber dem wie wir singen, legt uns oft schon ziemlich genau darauf fest, wie „gut“ wir üben und somit auch, wie „gut“ wir uns und unser Instrument Stimme weiterentwickeln. Beim Üben ist es eben sehr entscheidend, wie „gut“ wir mit uns selbst umgehen.
Wenn du also merkst, du gehst rein über eine Erwartungshaltung (z.B. das muss heute besser klappen), aber ohne konkretes Ziel (z.B. heute möchte ich 5 x hintereinander den Intervallsprung Grundton – Quinte sauber und ohne zu pressen singen) an deine nächsten Übeeinheit gehst, dann mache dir noch einmal grundlegend Gedanken über deine stimmlichen Ziele.
Sind dir nämlich deine konkreten Übeziele klar, rücken unsere oft leider sehr negativ oder mit Ängsten behafteten Gedanken über unsere Stimme recht schnell in den Hintergrund.

Greifbare Übeziele sind immer kleine Schritte

Deine Übeziele sollten natürlich auf deinen Stand und auf das, woran du aktuell arbeitest, abgestimmt sein. Du könntest sie z.B. so formulieren: Atmung: Ich habe es bis zur Hälfte vom Song geschafft für mich ausreichend an den passenden Stellen zu atmen. Stimmsitzt: Ich schaue mir die Artikulation der Stellen, an denen mir der Ton zu weit nach hinten rutscht, genau an und übe separat vom Song den Tonsitz vorne zu halten. Rhythmus: Ich habe es durch mitklopfen vom Takt geschafft, immer die Einsätze auf den Punkt genau zu finden etc. Achte darauf, dass deine persönlichen Stimmziele immer SMART sind 😉

S – spezifisch

M – messbar

A – annehmbar

R – realistisch

T – terminierbar

Unsere Ohren hören mehr als wir wahrnehmen

Liest sich jetzt irgendwie recht einfach und vielleicht hast du für dich auch schon passende Übeziele formuliert. Trotzdem trittst du vielleicht (gefühlt) auf der Stelle und schaffst du es nicht, so frei und effizient zu üben, wie du es dir wünschst. Das Sprichwort mit dem kleinen Mann im Ohr, der uns da ab und zu lustige Dinge zuflüstert, ist hier gar nicht so weit hergeholt. Hast du schon mal versucht dein „Bewertungsohr“ (den „kleinen Mann“ im Ohr) beim Üben möglichst auszuschalten? Um effizient üben zu können, also u.a. neue Stimmsounds zulassen und sich entwickeln zu können, brauchst du dein Bewertungsohr gar nicht. Dein Bewertungsohr hält immer gerne an allem gewohnten fest, und gleicht rasend schnell neue Sounds mit dem Altbewährten ab und … ja, wird seinem Namen gerecht, bewertet dabei.
Je nachdem, wie du (bewusst oder unbewusst) generell Veränderungen im Leben gegenüber stehst, wird es aus „Sicherheitsgründen“ vielleicht lieber bei dem Altbewährten bleiben wollen, und macht dir das Erarbeiten und zulassen eines neuen Stimmklangs dadurch schwerer.

Stimmenwerk Bewertungsohr

Übeohr vs. Bewertungsohr – Ein Kampf ohnegleichen

Eingefahrene und bewährte Muster aufzubrechen ist immer hartes Brot! Das erfordert oftmals viel Mut, Willen und Disziplin am Ball zu bleiben – auch oder gerade dann, wenn man sich damit noch nicht in eine neuen erweiterte Komfortzone gearbeitet hat.
Versuche dir doch mal ein „Übeohr“ zuzulegen! Deine Übeohr, dass sich primär auf das rein faktische Umsetzen deiner konkreten Übeziele konzentriert. Wenn dir z.B. in einer bestimmten Höhe der Ton von der Bruststimme in die Kopfstimme wegbricht, und du nun übst, mit erhöhter Körperspannung diese Stelle mit einem kräftigeren Ton zu meistern, es dir (besser) gelingt, dir dein Stimmsound aber noch nicht gefällt (weil es dir z.B. noch zu sehr „geschrien“ klingt, dir das Gefühl in der Stimme fehlt, etc.), dann lenke deinen Fokus mit deinem Übeohr auf das, was du rein physisch geschafft hast. Nämlich darauf, das dein Ton nun an der Stelle kräftiger/ voller klingt als vorher mit der Kopfstimme. Nicht zu sehr darauf wie es für dich empfunden klingt – gut oder schlecht.

Kinder sind unser bestes Vorbild, wenn es um wertfreie Wahrnehmung geht

Kinder haben uns eines voraus. Sie spielen/ üben, wenn sie sich mit einem Instrument beschäftigen möchten, zunächst völlig bewertungsfrei. Vielleicht hast du auch schonmal beobachtet, dass gerade Kinder sich stundenlang mit der ein und der selben Sache befassen können? Und das ohne, dass es ihnen dabei langweilig wird. Sie tun es, weil ihnen das was sie da tun, etwas gibt! Und zwar Spaß, der sich in positive Energie umwandelt und so zum Motor für´s Weitermachen wird.
Ob sie stundenlang unkoordiniert auf die gleiche Taste am Klavier hauen oder an ihrem Plüschteddy ziehen, wir Erwachsene erkennen meist wenig Sinn dahinter. Kinder schon! Sie haben Spaß, bewerten sich slebst nicht nach einer „So sollte das sein-Schablone“ und leben damit ganz simple ihre „Lust, das zu tun“ aus! Und bezogen auf Musik machen, sogar mit der Einstellung, „Mir ist es egal wie es klingt!.
Ganz nebenbei üben sie Motorik, Geschick, Ausprägung von Persönlichkeit und, wenn man ihnen zeigt, was es für tolle Lieder gibt, die man z.B. auf einem Klavier spielen kann, auch die Fertigkeiten die (motorischen und emotionalen) „Anforderungen“ des Liedes umzusetzen.

Ich bin ein bisschen neugierig – Was ist dein dein größtes Hindernis beim Üben?