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Zwischen Frustgrenze und Ekstase

Der Preis ist keinesfalls aufgeben – egal was es kostet!

Vollzeit Musiker/ in zu sein ist ein Traumberuf, oder nicht? Womit man in diesem Job sehr schnell konfrontiert wird, ist die eigene Frustgrenze und wie man sich nach vollkommener, beflügelnder Ekstase wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. An manchen Tagen fühle ich mich selbst wie ein Gummiball, der rasend schnell zwischen beiden Extremen hin und her springt. In einem Projekt geht gerade überhaupt nichts voran, oder schlimmer noch es regnet eine negativ Meldung nach der Anderen und mit der nächsten What´s App kommt ganz unverhofft das „Go“ für das schon lang ausgefeilte Konzept in das bis jetzt soviel Herzblut, Energie, Tränen und Schweiß geflossen ist.

Stressige Phasen gibt es doch in jedem Job

Für freiberufliche Musiker/ innen ist das meist der prägende Alltag. To dos, existenzsichernde Alltagsroutinen, ungefilterte Kundenmeinungen oder Reviews, evtl. Umgang mit Rivalitäten unter Kollegen/ innen, Selbstvermarktung, kreative Arbeiten, eigene Songproduktionen, Weiterentwicklung der eigenen Skills, Performen und Touren (Arbeiten) unter teils schwereren Bedingungen, Schlafmangel … All das muss man irgendwie schaffen unter einen Hut zu bekommen und möglichst so, dass man selbst noch das Feuer, die Freude und den eigentlichen Sinn in seinem Job sieht. Denn nimmt man das mal genau unter die Lupe, stecken hinter den 60 Min. geilster Bühnenshow um ein vielfaches mehr an Arbeit, investierter Kraft und Verantwortung. Von den Punkten sich ständig eigenen Ängsten und Grenzen zu stellen und dem kompetenten Auftreten außerhalb der eigenen Komfortzone mal ganz abgesehen.

 

Musiker/ innen „arbeiten“ mit ihren Emotionen und am Puls der Zeit

Was sich so mancher fest im Alltagsleben verankerte Angestellte vielleicht sehnlich wünscht – auszubrechen, den „Arbeitsalltag“ und die Projekte frei gestalten und einteilen zu können, ist u.a. für Musiker/ innen täglicher Status Quo nur handeln wir während unserer Arbeit mit unseren Gefühlen, verkaufen unsere Emotionen und symbolisieren für den einen oder anderen vielleicht auch ein gewisses Lebensgefühl – wir schenken Hoffnung, Mitgefühl, Zuflucht und, für den Zeitraum unserer Shows, unseren Fans einfach nur eine geile Zeit oder gar Ausflucht aus dem Alltag. Das man zwischen diesen vielen Anforderungen schnell hin und her gerissen ist und oftmals darum kämpfen muss den eigenen Fokus nicht aus den Augen zu verlieren, liegt dann schon fast auf der Hand.

Ich schreie, also bin ich! Warum tue ich mir das an?

Vor allem ist es die Kunst, die Anforderungen und Erwartungshaltungen anderer nicht über die eigenen zu stellen. Für mich, und ich denke ich spreche da auch für meine Musiker Kolleg/ innen, ist es einfach überlebensnotwendig eine Balance zwischen all dem zu finden, um gesund zu bleiben und ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Obwohl manchmal diese Gradwanderung zwischen wirtschaftlich kalkulierendem Kopf und völliger kreativer Unvernunft extrem anstrengend ist und innerlich sehr aufwühlt, ist es doch der Beruf der mich erfüllt, der mich glücklich und zu einem ausgeglichenen Menschen macht! Auch wenn mir in manchen Situationen echt nach schreien zu Mute ist … ähm … oder wenn ich aufgrund mancher Situationen einfach mal laut los schreie und mich andere deswegen skeptisch anschauen.

Mir tut das gut und darum ist es mir das wert!